Offener Brief von Mohamed Attia, 1. Vorsitzender des Deutsch Ägyptische Gesellschaft in Hannover e.V.

 

الجمعية الألمانية المصرية المسجلة فى هانوفر
Deutsch-Ägyptische Gesellschaft in Hannover e.V.

الرئيس
Der Präsident

 

 

Liebe Freunde,

ausdrücklich verweise ich auf meine Briefe der letzten Jahre an das ägyptische Haus Deutschland e.V. und beantrage hiermit, die dort formulierten Diskussionsvorschläge, welche ich Ihnen hiermit noch einmal nenne beim nächsten Treffen mit dem Botschafter endlich in das Programm aufzunehmen.

Das Treffen der Repräsentanten der ägyptischen Vereine mit dem Botschafter kommt gerade recht – fällt es doch in eine Zeit, in der nicht nur unser Herkunftsland Ägypten radikalen Veränderungsprozessen ausgesetzt ist: Die Globalisierung erzwingt einen schnellen Wandel in sozialer, politischer wie auch ökonomischer Hinsicht, und in den Ländern des Nahen und Mittleren Ostens ist überdies ein von vielen nicht erwarteter Prozess der Demokratisierung zu beobachten.

Wir alle sind verantwortlich und verpflichtet, diesen Wandel aktiv zu unterstützen – im Sinne eines neuen Denkens und einer neuen gesellschaftlichen Wirklichkeit. Denn wir sind Teil der Völker und alles, was sie betrifft, betrifft uns auch. Nutzen wir daher unsere Erfahrungen und unser Wissen und bringen sie in den Reformprozess mit ein – jeder nach seinen Möglichkeiten und nicht aus Zwecken der Selbstprofilierung,      
sondern im Interesse unserer Länder. Gerade im Hinblick auf die jüngsten demokratischen Entwicklungen sehe ich die unbedingte Notwendigkeit, einen offenen demokratischen Dialog zu führen und der ägyptischen Regierung beim Prozess der Demokratisierung zu helfen.

Deshalb auch sollte ein gemeinsames Meeting mit dem ägyptischen Botschafter in der Botschaft in Berlin stattfinden, in welchem wir über unsere Ideen und jeweiligen Möglichkeiten diskutieren, wie der gegenwärtige Wandel unterstützt und beschleunigt werden kann. Dies habe ich auch auf unserer letzten Versammlung und auch vorher schon verlangt. Diese Treffen sollten alle sechs Monate stattfinden. Ich schlage auch vor, dass diese Art von Treffen nicht nur in Deutschland stattfinden sollen, sondern das dieses Modell auch von ägyptischen Vereinen in anderen Ländern übernommen werden soll, um die Bindung und den Zusammenhalt zu stärken.
Von meinen zahlreichen geschäftlichen Reisen nach Ägypten weiß ich, dass die Ägypter im Ausland ein hohes Ansehen genießen, doch diesem Ruf werden wir nicht gerecht. Warum lassen wir andere für uns sprechen und handeln?
Die ägyptischen Vereine im Ausland könnten eine entscheidende Größe im gegenwärtigen Reformprozess vor Ort sein. Doch hierfür müssten wir endlich aktiv werden und zunächst intern jenen offenen demokratischen Dialog mit dem Ziel einer strategischen Zusammenarbeit führen. Dafür ist es erforderlich, dass wir uns in den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Prozess der Veränderung einschalten. Und daher halte ich es für absolut falsch, Scheu vor einer politischen Diskussion im Rahmen unseres Treffens mit dem Botschafter zu haben, da der eine oder andere von uns sich nicht politisch äußern will.
Denn, dies ist falsch, wir sind Teil dieser Gesellschaften, und was sie betrifft, betrifft uns auch. Ich erhoffe mir daher, dass wir diese Themen auf dem Treffen endlich zur Sprache bringen.
Werden wir uns endlich unserer Möglichkeiten bewusst und überlegen, wie wir die Probleme unseres Herkunftslandes in Angriff nehmen können. Ich denke zum Beispiel an die alarmierend hohe Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen. Hier und in vielen weiteren gesellschaftlichen Bereichen können und müssen wir aktiv werden – sei es auf dem Gebiet des Technologietransfers, der industriellen Optimierung, der Forschung und Entwicklung, der Bildung, der Kultur oder anderem mehr. Ich schlage deshalb vor, für jeden dieser Bereiche eigene Kompetenzteams zu schaffen – mit einer auf fachlichen Qualitäten begründeten Zuständigkeit etwa für Medien, Wirtschaft, Soziales usw.

Viele von uns, und ich bin einer davon, verfügen über sehr gute internationale Kontakte. Und daher weiß ich und bin auch überzeugt, dass wir zu all dem aus eigener Kraft heraus in der Lage sind, wir müssen uns nur endlich offen über unsere Möglichkeiten und Strategien verständigen, wie wir sie im Verbund mit den verantwortlichen Akteuren vor Ort zum Tragen bringen. Wir müssen selbst denken und nicht andere für uns denken lassen. Denn wir sind nicht schlechter als die anderen Länder, die anderen haben nur besser gearbeitet als wir. Lasst uns deshalb mehr und mit vereinten Kräften zusammen arbeiten, damit wir die anderen Länder einholen.

Mit freundlichen Grüßen

Mohamed Attia

 

 

 

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